von Sandra Hauser
Gespräch mit Hubert Andreas Hagl, dem Gründer der „Integrale Mystik Academy“, Zweiter Teil
Einheitserfahrungen, Kontakte zu den Ahnen oder Verstorbenen, Heilung von Traumata, Aufdeckung von Familiengeheimnissen etc… Wie lässt sich erklären, was da passiert?
Jeder weiß tief in sich: ich bin ein geistiges Wesen, habe eine Seele/Psyche und einen Körper. Wenn die Verbindung gestört ist, entstehen auf der körperlichen Ebene Krankheiten und auf der seelischen Ebene psychische Probleme. Bei der Atemerfahrung kommt es zu einer Verlinkung des ganzen Systems mit dem „kosmischen Internet“, dem Christusbewusstsein, der All-Einheit. Wir laden sozusagen ein Upload hoch. Das heilt die Seele und gleichzeitig auch manches körperliche. Selbstverständlich schließt das weder die professionelle Psychologie oder Schulmedizin aus, sondern ergänzt sie.
Warum hat ausgerechnet dies Bewusstseinserweiterung mit intensiver Atmung, diese besondere Anwendungsart von Hyperventilation, so eine Wirkung?
Hier muss ich einen Vergleich ziehen: Wir wissen, dass Fieber gesund ist. Fieber ist eine natürliche Immunreaktion des Körpers auf einen Infekt: Die erhöhte Temperatur tötet die Krankheitserreger. Auch hier gibt es die Tradition einer vorbeugenden Schwitztherapie in der Saune. Bei dem Gedanken an Hyperventilation stellen sich bei Schulmedizinern im Allgemeinen die Haare hoch, da sie bei Herzproblemen oder Schwangeren Schaden anrichten kann. Es handelt sich jedoch um eine ganz natürliche Reaktion unseres psychischen Immunsystems. Erstmals geschieht das bei fast jeder Geburt. Das Kind schreit sich die Bronchien frei, manchmal eine Minute, manchmal länger. Durch das Schreien geraten die Babys in die Hyperventilation. Das leitet den Transformations- und Integrationsprozess ein, der wichtig ist, um den Sterb- und Werdeprozess der Geburt, also den Wechsel von einem Leben ins andere, zu verarbeiten. Wenn das nicht passiert, kann das zu psychischen Störungen führen.
Manche lachen oder weinen ja z.B. während einer solchen Atemmeditation – kommt das daher, dass Unverarbeitetes ins Bewusstsein kommt?
Ja.
Du meintest, es könne auch zu Kontakten mit Verstorbenen kommen.
Weil wir dabei in bewusstseinserweiternde Zustände kommen, erleben wir uns auch außerhalb von Raum und Zeit. So gesehen, verlinken sich manchmal persönliche Bewusstseinsanteile im Meer der möglichen Bewusstseinsfelder. Wenn das eigene ein wenig aufgeweicht wurde, transformiert und integriert ist, kann es vorkommen, dass durch die Verlinkung auch kollektive Sachen, wie z.B. Kriegstraumata oder sexuelle Traumata der Großelterngeneration hochkommen. Sensible, offene Seelen werden dann zum Träger des lang verdrängten Sippenschicksals und bekommen die Chance, Heilung zu wirken. Wir sind heute dazu aufgefordert, zu heilen, weil uns die Werkzeuge zur Verfügung stehen.
Können solche Erfahrungen nicht auch gefährliche Auswirkungen haben, gerade bei jungen Menschen, die mit den dadurch angestoßenen Prozessen dann überfordert sind?
Jein. Im Vorfeld kläre ich, ob die Person in psychologischer Behandlung oder schwanger ist. Für diese Personen ist es nicht angebracht. Ansonsten übergebe ich es der inneren Führung jeder einzelnen Person und passe währenddessen auf, wie es ihnen geht. Dieser Führung kann man vertrauen. Eine Religionslehrerin kommt seit Jahren zu mir. Sie hat dann ihre Schüler gefragt, was sie denn so rauchen und warum? Und dann, ob diese eine ähnliche Erfahrung auch ohne Drogen machen wollten. Sie waren dafür. Es waren 15-18-jährige, „Atheisten“ laut eigener Aussage. Die Erfahrung hat definitiv etwas in ihnen angestoßen.
Du schreibst „Jeder Mensch ist ein einzigartiger Mystiker und kann sein eigener Mystagoge werden.“ Siehst du nicht die Notwendigkeit einer professionellen Begleitung?
Am Anfang braucht man jemanden, der die Entspannung anleitet und den Menschen erläutert, dann selbständig intensiver weiter zu atmen und sie ermuntert, sich der Atemkompetenz, dem natürlichem Atemflow anzuvertrauen. Jede künstliche Atemtechnik oder eine Einmischung eines Begleiters von außen sollte vermieden werden. Das verfälscht den Prozess, es behindert nicht nur, sondern stört sogar. Wenn man aber duch diese Erlebnisse von All-Verbundenheit den Mystiker und Mystagogen in sich selbst gefunden hat, dann ist jeder Guru oder geistliche Führer obsolet oder gar hinderlich.
Wenn jetzt jemand gute Erfahrungen damit gemacht hat, wie geht es dann weiter … kommen die Leute dann immer wieder zu dir? Oder kann sie/er das auch selbst irgendwie Zuhause für sich weiterführen?
90/95 Prozent kommen immer mal wieder. Es kommt auch auf die Vorerfahrungen an. Wenn jemand davor schon sehr selbstreflektiert war und meditative Praxis kannte, kommt er immer seltener. Bei manchen ist es so, dass ich ihnen die CD mitgebe und sie es alleine durchführen und mich nur anrufen, um es gemeinsam zu reflektieren.
Danke, Hubert, für das spannende Gespräch, dass wir hoffentlich ein anderes Mal fortsetzen.
Habt ihr schon einmal eine besondere Atemerfahrung gemacht?
Was aus dem Interview hat euch angesprochen, berührt, nachdenklich gemacht?
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