In engen Beziehungen werden sehr frühe Bindungsthemen aktiviert.
Besonders die selten beachtete Scham und ebenso Beschämungen aus der frühen Kindheit, aus vorsprachlichen (präverbalen) und sogar vorgeburtlichen (pränatalen) Lebensabschnitten tauchen auf. Diese frühen Traumen sind weder leicht zu erkennen noch kann man sie gleich benennen. Die früh erlittenen Schamtraumen maskieren sich hinter allem möglichen.
Über kurz oder lang werden fast alle engen Beziehungen davon eingeholt und sind meist dann mit Umgang und Lösungen überfordert. Intuitives oder erlerntes Wissen über die Arbeit mit Traumen und speziell mit der Scham ist notwendig.
Verbindlichkeit in der Beziehung, die Einsicht dass jede Beziehung viele Chancen zu beidseitiger Entwicklung bereithält und der Wille und die Ausrichtung auf Gesundung helfen. Eine Begleitung im Prozess kann dienlich sein.

Traumen aus vorsprachlichen Lebenszeiten entziehen sich gerne dem kognitiven, analytischen Zugang.
Das in der späteren Kindheit und als Erwachsener wiederholte Erleben von Schamgefühlen, Schamattacken, Beschämung kann schrittweise abgebaut werden durch Erkennen, Benennen und Bekennen, und durch beherztes sich zeigen und zumuten. Analog gilt das auch bei der Kompensation von Schamtraumatisierung im Falle der Schamlosigkeit und in dem Verhalten andere zu Beschämen.
Die meist vorausgehende und grundlegende präverbale und eventuell die pränatale Urscham will aber auch erlöst werden.

Bedingungslose Liebe, angenommen sein, getragen und beschütz sein, das "Licht und der Glanz" im Auge der Mutter und auch beim Vater sind "paradiesisch" für das Kind. Diese heilen Erfahrungen beleben das ganze Leben. Fehlt etwas davon dann kann die Urscham sich festsetzen und das weitere Leben beeinflussen.
Die Urscham kann ausgelöst worden sein durch erfahrene oder subjektiv empfundene Botschaften wie z.B. ich bin nicht richtig, bin falsch oder unerwünscht, geplante oder versuchte Abtreibung, empfundene Verachtung, Missachtung, Verlassenheit, Vernachlässigung, Verletzungen (Operationen, Brutkasten), Kränkungen, Demütigungen usw.

Da die Übel der Urscham aus den nichtpersonalen Lebensbereichen stammen liegt es nahe mit Modulen aus der transpersonalen Psychotherapie wie dem Holotropen Atmen zu heilen. Die dem Holotropen Atmen zu Grunde liegende autopoietische Grundkompetenz im menschlichen GEIST-Seele-Körpersystem ist die Hyperventilation. Sie bringt Selbsterfahrungen die heilsam sind. Selbst induziert angewendet, wie eine dynamische Meditation, kann die Hyperventilation mit der dabei stattfindenden Bewusstseinserweiterung heilende mystische Zustände ermöglichen. Das erlebbare ALL-EINS-SEIN, die nicht nur vorgestellte oder gefühlte, sondern wirklich erlebbare Allverbundenheit füllt das Fehlende.

An dessen Platz hatte sich bisher die Urscham festgesetzt und sich unverschämt immer wieder neu in vielfältigen Masken von Scham und Unverschämtheit reproduziert und im Leben mit schmarotzt. Der Schatten, die Urscham bekommt durch das Erfahrungsmodul Hyperventilation die Gelegenheit sich aufzulösen, zu transformieren, entflieht. Bedingungsloses Angenommensein ist wieder erlebbar.
Augen voller Licht und Glanz sehen uns, wie wir sind und sein dürfen.

Der Ur-Mythos, die beschämende Vertreibung aus dem Paradies, der Fluch zeigt sich als Chance wenn wir die erlangte Erkenntnisfähigkeit segensvoll für die kontinuierliche Entfaltung von Bewusstsein und GEIST in uns zulassen. Rückverbindung geschieht dann autopoietisch. Die Ur-Scham von Adam und Eva hat keine Stacheln mehr.

Konvent AQuAL Integrales Leben in Gemeinschaft, Hubert Andreas Hagl, August 2013